Die Blutgruppen werden durch vererbte Enzyme bestimmt, die bestimmte Zucker auf den roten Blutkörperchen erkennen. Die drei Haupttypen der Blutgruppensysteme (A, B und O) haben alle unterschiedliche Rhesusfaktoren; in diesem Artikel erfährst du, wie sie durch Vererbung bestimmt werden!
Für Bluttransfusionen spielt das das AB0-System oder auch ABO-System eine entscheidende Rolle. Vier Phänotypen bzw. Erscheinungsbilder charakterisiert das System. Bekannt sind die Phänotypen A, B, AB und 0, welche jeweils für eine andere Kohlenhydratkette an der Erythrozytenmembran stehen. Zudem existieren zum Teil noch Untergruppen wie zum Bespiel A1, A2; A1B, A2B und andere Varianten, die aber klinisch praktisch keine Bedeutung haben.
Im Jahr 1901 wurde von dem österreichischen-US-amerikanischen Mediziner und Immunologe Karl Landsteiner das AB0-System beschrieben, wofür er letzlich 1930 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin erhielt. Unabhängig davon erforschten Alfredo von Castello, Adriano Sturli, , ebenso William Lorenzo Moss und der tschechische Serologe Jan Janský die vier Blutgruppentypen des AB0-Systems. Ludwik Hirszfeld und Emil von Dungern beschrieben zudem in den Jahren 1910–1911 erstmals die zugrundeliegenden Vererbungsregeln des AB0-Systems beschrieben. Diese fanden dann später im 1. Weltkrieg, auf Grund der steigenden Anzahl von Bluttransfusionen, große Anwendung.
Ausgangspunkt für den Vererbungsmechanismus sind jeweils 2 Allele, die auf dem langen Arm des Chromosoms 9 vorliegen. Die Merkmale der Blutgruppen A und B werden jeweils kodominant vererbt, die Merkmale der Blutgruppe 0 dagegen stets rezessiv. Jeweils ein Allel des Genotyps der Mutter und genau ein Allel des Genotyps des Vaters werden Vererbt und bestimmen die Blutgruppe des Kindes. Die Blutgruppe A kann die Genotypen A0 und AA und die Blutgruppe B die Genotypen B0 Und BB haben. Während die Blutgruppen A und B jeweils 2 Genotypen haben können, ist es bei der Blutgruppe AB (Genotyp AB) und der Blutgruppe 0 (Genotyp 00) nur jeweils 1 Genotyp.
In Deutschland ist die Blutgruppe 0 mit 42,8 % am Häufigsten verbreitet, gefolgt von der Blutgruppe A mit 41,9 % und den Blutgruppen B mit 11 % sowie der Blutgruppe AB mit 4,1 %.
Blutgruppenantigene sind nicht nur auf der Oberfläche von Erythrozyten zu finden, sondern auch auf der Oberfläche von Leukozyten und Thrombozyten. Der Aufbau der Erythrocyten jeder Blutgruppe ist gleich. Die Basis bildet das sogenannte H-Antigen, ein Kohlenhydratanteil, der aus fünf Monosacchariden besteht (Glucose, Galactose, N-Acetylglucosamin, Galactose und Fucose) besteht. Charakteristisch für die Blutgruppen A und B ist, dass sie jeweils am H-Antigen noch ein weiteres Monosaccharid besitzen. Bei der Blutgruppe A ist es das Monosaccharid N-Acetylgalactosamin und bei der Blutgruppe B die Galactose. Bei der Blutgruppe 0 liegt lediglich das H-Antigen vor. Im Blutplasma eines jeden Menschen sind Antikörper gegen A und/oder B vorhanden. Konkret heißt das gemäß der Landsteinersche Regel, dass im Serum eines Menschen immer nur die Antikörper vorkommen, die nicht zur Agglutination der eigenen oder gruppengleichen Blutkörperchen führen.
Die extrem seltene Variante des Typs Bombay (hh) bildet eine entscheidende Ausnahme, da sonst fast alle Menschen HH (homozygot) sind. Bei Personen dieses Typs ist das Problem, das sie kein H als Basis auf der Erythrocytenmenbran haben, wodurch sie die Blutgruppe A und B nicht ausbilden können. Entsprechend folgt die Ausbildung von Anti-A, Anti-B und auch einem besonders starken Anti-H Antikörper. Die Betroffene des Typs Bombay weisen somit auch Antikörper gegen 0-Erythrozyten auf.